Zurück Familienstreit unterm Christbaum

Auszug aus dem Artikel von Ulla Britta Baumer / Der neue Tag / 20.12.2022

Konflikte unterm Christbaum, sagt Sozialpädagogin Marion Neumann, seien meist nur die Spitze von Problemen, die unterschwellig in den Familien brodeln. Weihnachten sei vor allem ein Problem für Scheidungskinder, erklärt die Leiterin der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Tirschenreuth. „Da geht es darum, wann das Kind wo und mit wem, oder mit welchen Großeltern Weihnachten verbringen soll", erklärt Neumann. Da könnte es passieren, dass bei Trennungs-Eltern die Großeltern beider Parteien gegeneinander ausgespielt würden. Wer darunter leide, sei das Kind.

Das Thema Eltern-Großeltern-Erziehung sei aber tatsächlich einer enormen Veränderung unterworfen, sodass Probleme auftauchen könnten. Dabei geht es Neumann nicht allein um Fragen wie: Darf das Kind bei der Oma unterm Christbaum Süßigkeiten essen? Dürfen die Großeltern an Weihnachten Spielzeug kaufen wie sie möchten? Bestimmen alles nur die Eltern?

Nachdem sich Familien mittlerweile für deutlich weniger Kinder entscheiden, erklärt Neumann, liege der Fokus der Eltern weit mehr auf dem Kind als vorher. Gelassenheit bei der Erziehung sei häufig nicht mehr spürbar.

Keine Konkurrenzkämpfe

Gehe es um das Eltern-Großeltern-Verhältnis seien Sätze wie „Das war doch schon immer so" oder „Das wird sich schon wieder einrenken" die Regel. Was aber junge Eltern nicht mehr akzeptieren würden. Die Frage „War es früher oder heute besser?" sollte laut der Pädagogin überhaupt erst gar nicht gestellt werden. „Großeltern müssen akzeptieren, dass die Welt heute anders ist und die Kinder darin aufwachsen müssen."

Was aber, wenn die Oma darauf besteht, das Kind mit süßen Weihnachtsplätzchen zu füttern und mit Spielsachen unterm Christbaum zu überschütten, die Mama aber strikt an zuckerfreier Ernährung festhält und bei Spielsachen mehr Nachhaltigkeit fordert? Natürlich müsse sich das Verhältnis zwischen Eltern und Großeltern bei der Erziehung vor allem beim ersten Kind erst einpendeln, appelliert Marion Neumann um Geduld. Statt Konkurrenzkämpfe auszufechten über früher und heute, sei es besser, Grenzen auszuhandeln

Garant für viele Vorteile

"Dass sich die Großeltern einmischen wollen, zeigt ein großes Interesse am Enkel. Das ist schön und positiv." Schließlich seien Großeltern auch der Garant für viele Vorteile. Sie ermöglichten mehr Freiheit für die Eltern. Die Kinder bekämen im Umgang mit mehreren Generationen bessere Entwicklungschancen. Und die Großeltern würden Dinge vermitteln, die sonst in Vergessenheit gerieten.